Forschungsprozesse

Forschungsprozesse der AL weisen in der Regel eine prototypische Abfolge von Phasen auf. Arbeitsschritte in Projekten beginnen meist mit der Beschreibung sprachbezogener Real-World-Problems. Forschende entwickeln daraus ein sprachwissenschaftlich orientiertes Untersuchungsdesign und leiten aus den Ergebnissen ihrer Analyse fachlich begründete sprachbezogene Real-World-Solutions ab. Linguistinnen und Linguisten tragen damit zum Lehren von Sprache, zum Beraten über Sprache, zum Professionalisieren mit Sprache, zum Dokumentieren von Sprache, zu Aufklärung über Sprache und zu sprachlicher Diagnose und Therapie bei.

Wir haben die prototypischen Forschungsprozesse auch in einem Schaubild visualisiert.

Magdalena Belz, Universität Würzburg

Arbeitsabläufe in der Angewandten Linguistik: Eine Einschätzung von Karlfried Knapp

Für K. Knapp ist AL eine anwendungsorientierte Problemlösungswissenschaft, die auf Grundlagenforschung beruht. Er skizziert dazu einen prototypischen Arbeitsablauf für Projekte. In sechs Schritten bezieht er neben Forschungsprozessen auch ethische, ökologische und wirtschaftliche Abwägungen ein:

  1. „Identifizierung eines Problems in der lebensweltlichen Praxis.
  2. Reformulierung des Problems im Rahmen eines oder verschiedener wissenschaftlicher Paradigmen.
  3. Analyse des Problems, ggf. unter Zuhilfenahme von zu neuen Theorien und Methoden führender Grundlagenforschung.
  4. Entwicklung und Erprobung eines Lösungsvorschlags.
  5. Abwägung seiner ethischen und ökologischen Folgen sowie des Verhältnisses von Kosten und Nutzen.
  6. Übermittlung des Lösungsvorschlags an die lebensweltliche Praxis mit Anleitung zu dessen Implementation.“

(Karlfried Knapp, Angewandte Linguistik in Deutschland – eine Disziplin?, Histoire Épistémologie Langage 33, 1 (2011) S. 117–128, hier S. 121)

Barbora Šabľová, Universität Brno