Dokumentieren

Eine Definition: Dokumentieren als angewandt-linguistisches Tätigkeitsfeld

Dokumentieren bedeutet, etwas genau beschreibend zu erfassen und darzustellen. In der Angewandten Linguistik sind gesprochene, geschriebene oder multimodale Sprach- und Metadaten Gegenstände der Dokumentation. Auch der methodische Umgang mit dem Datenmaterial wird dokumentiert.

Magdalena Belz, Universität Würzburg

Tätigkeitsfelder: Dokumentieren

Angewandte Linguistinnen und Linguisten dokumentieren!

Ohne Sprachdaten ist empirische Sprachwissenschaft nicht möglich. Dokumentationsprozesse im Sinne fachlicher Erhebung sprachlicher Phänomene bilden die Datengrundlage für alle angewandt linguistischen Tätigkeitsfelder – sie stellen zugleich aber einen eigenen Tätigkeitsbereich dar!

Für wen und mit welchem Ziel wird dokumentiert?

Angewandt-linguistisches Dokumentieren macht sprachliche Strukturen sichtbar und ordnet diese fachlich ein. Sie liefert damit nicht nur Untersuchungsmaterial für Forschende, sondern auch Hinweise und Erklärungen für alle Interessierten. Ein wichtiger Aspekt des angewandt-linguistischen Dokumentierens ist deshalb auch die angemessene und der Gesellschaft zugewandte Aufbereitung der Ergebnisse.

Wo findet angewandt linguistisches Dokumentieren statt?

Dokumentation gesprochener und geschriebener Sprache findet überall dort statt, wo empirische Sprachwissenschaft stattfindet – das schließt die Erstellung von Datenkorpora in Hausarbeiten von Studierenden genauso ein wie größere Projekte in wissenschaftlichen Institutionen.

Bereiche der Angewandten Linguistik, in denen das Dokumentieren gesprochener oder geschriebener Sprache einen Schwerpunkt darstellt, sind etwa die Lexikografie, die Fachkommunikation oder die Technikdokumentation.

Wann wird dokumentiert?

In manchen Fällen – wie etwa in gesprächslinguistischen Untersuchungen – beginnt der Dokumentationsprozess bereits, bevor überhaupt Sprachdaten existieren: Vor der Aufzeichnung werden Formulare und Mustertranskripte entwickelt, mit denen im Anschluss geforscht werden kann (vgl. Imo – Lanwer (2019): Kapitel 4.2.3).  In anderen Fällen – wie etwa bei der Erstellung von historischen Wörterbüchern – können dagegen viele Jahrhunderte vergehen, bis das sprachliche Material systematisch erfasst und aufbereitet wird.

Wie wird dokumentiert – und wie kann das Ergebnis eines Dokumentationsprozesses aussehen?

Angewandt-linguistische Dokumentation sucht nach Möglichkeiten, die Befunde auch für Gruppen außerhalb der linguistischen Disziplinen aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen. Besonders stark ausgeprägt ist dieser Gedanke in neueren Forschungsansätzen wie Citizen Science: Hier können Bürgerinnen und Bürger Einblicke in Dokumentations- und Forschungsprozesse erhalten und aktiv daran teilhaben.

Prototypische linguistische Dokumentationsabläufe bestehen aus dem Identifizieren, Selektieren, Sichern, Analysieren und Kategorisieren von Sprachdaten. Je nach Forschungsziel und Datenmaterial werden bestimmte Teilschritte priorisiert. Auch die Formate, in denen Sprachdaten gesammelt und verfügbar gemacht werden, können sehr unterschiedlich aussehen. Drei große Kategorien, die sich u.a. im (digitalen) Angebot des IDS und des DWDS wiederfinden, sind beispielsweise Korpora, Wörterbücher oder Statistiken:

Darüber hinaus gibt es noch andere (Teil-)Formate, die kontinuierlich weiter- oder neu entwickelt werden, etwa Terminologielisten oder lexikalische Datenbanken.

Magdalena Belz, Universität Würzburg

Was sind Sprachdaten?

Sprachdaten sind mündliche oder schriftliche, öffentliche oder private, bereits vorhandene oder erst während des Dokumentationsprozesses entstehende sprachliche Äußerungseinheiten. Manchmal liegt der Fokus auf bestimmten sprachlichen Ebenen – beispielsweise Phonetik, Lexik, Syntax, Text oder Diskurs. Es werden Informationen über die Daten (= Metadaten), erhoben und bereitgestellt.

Ein Forschungsdesiderat stellen vor allem spontane, nichtöffentliche Kommunikationssituationen in Bildungswesen, Verwaltung, Wirtschaft oder Alltag dar (vgl. Lobin 2019: 2) – also einige zentrale Arbeitsbereiche der Angewandten Linguistik! Um diese Lücke zu schließen, hat das Institut für Deutsche Sprache (IDS) den Stabsbereich Dokumentationszentrum der deutschen Sprache eingerichtet, der in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden soll.

Magdalena Belz, Universität Würzburg

Wir haben einige angewandt-linguistische Projekte zusammengetragen, in denen die Tätigkeit Dokumentieren ausgeübt wird.

Sie finden sie hier: #Dokumentieren.