Forschungsprozesse: Ein Schaubild zum prototypischen Ablauf

Wir haben unsere Modellierung eines (prototypischen) Forschungsprozesses in einem Schaubild festgehalten. Es geht zurück auf intensive Seminardiskussionen. In Auseinandersetzung mit Aussagen der  Forschungsliteratur haben wir eine präzisierende Visualisierung angestrebt. Sie wird hier auch erklärt und diskutiert.

Erläuterung zum Schaubild

Als Ursache und Begründung für Forschungsprozesse stehen Probleme und (An-)Fragen zu Sprache und Kommunikation, die von der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Verwaltung oder der Politik an die Angewandte Linguistik herangetragen werden oder die sie aus sprachwissenschaftlicher Perspektive vorausschauend selbst erkennt.

Die konkrete Voraussetzung für die Arbeit Angewandter Linguistinnen und Linguisten ist es dann zuerst, ein sprachbezogenes Problem als sprachwissenschaftliche Fragestellung und Aufgabe zu begreifen: Das Problem wird also als linguistische Forschungsfrage (re)formuliert (Transformationsprozess 1).

Angewandte Linguistik analysiert sodann sprachliche Phänomene mithilfe linguistischer Theorien und sprachwissenschaftlicher (sowie interdisziplinärer) Methoden. (Analyseprozess)

Aus den sprachwissenschaftlichen Forschungsergebnissen und ihrer Formulierung heraus werden konkrete Lösungsansätze und möglichst passgenaue, problemlösende Angebote für die Gesellschaft entwickelt (Transformationsprozess 2).

 

Reformulierung eines sprachbezogenen Problems als sprachwissenschaftliche Fragestellung – Analyse des Problems und Fixierung des Befunde – Reformulierung des sprachwissenschaftlichen Forschungsergebnisses und Aufbereitung als fachlicher Beitrag zur Lösung des sprachbezogenen Problems:

So kann AL funktionieren!

Seminarleitungsteam, Universität Würzburg

… in a nutshell  (AL ganz kurz und ganz verkürzt):

AL in drei Schritten

Ausgangspunkt: Probleme und (An-)Fragen aus Gesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung oder Politik werden an die AL herangetragen oder von ihr vorausschauend erkannt.

Schritt 1: Ein sprachbezogenes Problem wird als Forschungsfrage (re)formuliert (= Transfer 1).

Schritt 2: Eine Analyse mit sprachwissenschaftlichen (und interdisziplinären) Methoden und linguistischen Theorien wird durchgeführt.

Schritt 3: Aus den sprachwissenschaftlichen Forschungsergebnissen werden konkrete Lösungsansätze und möglichst passgenaue, problemlösende Angebote für die Gesellschaft entwickelt und publiziert (= Transfer 2).

Seminarleitungsteam, Universität Würzburg

Wie sieht angewandt linguistisches Arbeiten in der (Berufs-)Praxis aus? 

Arbeitsprozesse der Angewandten Linguistik laufen in einer prototypischen Reihenfolge ab:

  • Identifizieren eines Problems
  • (Re)Formulieren und Bearbeiten einer sprachwissenschaftlichen Analysefrage
  • Kommunizieren der Ergebnisse und Entwickeln von Lösungen

In konkreten Projekten sind nicht immer alle Schritte gleich stark ausgeprägt: Manchmal liegt der Forschungsschwerpunkt näher am Problem, manchmal näher an der Lösung. Im Laufe des Arbeitsprozesses kann sich dieser Fokus auch verändern. Wer angewandt sprachwissenschaftlich arbeitet, tut dies also im Bewusstsein, dass die gegenwärtige Tätigkeit nur einen Teilschritt darstellt, von dem aus wiederum neue Bereiche (Tätigkeitsbereiche der AL, andere Fachbereiche etc.) erschlossen werden können.

In a Nutshell:

Ein Projekt lässt sich oft mehreren Tätigkeitsfeldern zuordnen. Dafür können verschiedene Kriterien herangezogen werden:

  • Kommunikationsbereich: Findet der Arbeitsprozess in bestimmten Kontexten (Berufswelt, Gesundheitswesen, Bildungswesen, …) statt?
  • Beteiligte: Welche Zielgruppe steht im Vordergrund (Privatpersonen, Unternehmen, gesellschaftliche Gruppen…)? Findet eine Interaktion zwischen den Beteiligten und der AL statt?
  • Arbeitsphase: Liegt der Fokus auf dem Identifizieren (Diagnostizieren, Dokumentieren) des Problems? Oder auf der Weitervermittlung (Beraten, Lehren) einer Lösung?

Gibt es weitere mögliche Kriterien (idealerweise auf wissenschaftlicher Grundlage)? Welche sollten priorisiert werden und warum?

Magdalena Belz, Universität Würzburg