Real-World-Problem
Polizeiliche Ermittlungsarbeit besteht zu großen Teilen aus Spurensicherung und Spurenauswertung. Neben Fußabdrücken, Blutflecken oder Tatwaffen können natürlich auch (gesprochene oder geschriebene) sprachliche Einheiten Spuren im Rahmen der kriminalistischen Ermittlungsarbeit sein, z. B. aufgezeichnete Anrufe, abgehörte Gespräche, fotografierte Plakate oder Erpresserbriefe.
Sprachwiss. Forschungsprozesse
Linguistinnen und Linguisten analysieren sprachliches Material u. a. in graphematischer, dialektologischer, soziolinguistischer, lexikologischer, syntaktischer und textlinguistischer Perspektive und versuchen dabei, Rückschlüsse zu Herkunft, Bildungsstand, Alter, Disposition und Umfeld möglicher Textproduzentinnen oder Textproduzenten zu ziehen. Sie versuchen auch herauszufinden, ob Indizien für eine bewusste sprachliche Verstellung vorliegen könnten.
Die Auswertung ist alles andere als trivial. Sie setzt neben umfassendem linguistischen Wissen auch Umsichtigkeit, Seriosität, Verantwortungsbewusstsein und Bescheidenheit voraus.
Real-World-Solution
Die Befunde werden für den Auftraggeber (etwa das BKA, Polizeidienststellen, Firmen oder Privatpersonen) in einem umfangreichen Gutachten zusammengestellt, das dazu beitragen soll, eine Vermutung zu äußern oder bereits bestehende Annahmen entweder zu bestätigen oder in Zweifel zu ziehen.
Seriöse angewandt-linguistische Beratung gibt damit Hinweise und Einschätzungen, die die Zuweisung zu einer bestimmten Gruppe oder einem bestimmten Typ von Akteuren erlauben. Das ist in der Regel allerdings kein eineindeutiger, exakter “sprachlicher Fingerabdruck” – den gibt es nur in (schlechten) Krimis oder als Werbeversprechen in (unseriösen) kommerziellen Angeboten zur Tätererkennung.
Beteiligte
Angewandt arbeitende Linguistinnen und Linguisten mit elaborierter Expertise in Forensischer Linguistik, z. B. beim BKA
Tereza Vyorálková, Universität Brno
Beispiel-Video
Alicia Hückmann