Die Sprach-Checker – So sprechen wir in der Neckarstadt

Projekt: Sprachforschung und Citizen Science

Programmbereich Dokumentationszentrum der deutschen Sprache am IDS (seit 2022)

Real-World-Problem

Im Mannheimer Vielfaltsquartier Neckarstadt-West leben Menschen aus mehr als 100 Nationen. Über die Lebenswirklichkeit der Bevölkerung besteht eine Wissenslücke, die mit Vorurteilen einhergehen kann: Aufgrund ihrer Migrationsgeschichte und der (in der öffentlichen Wahrnehmung) geringeren Sprachkompetenz werden die Menschen häufig abgewertet und erhalten weniger Bildungschancen.

Ein sprachbezogener Zugang könnte dazu beitragen, mehr über das sprachliche und soziale Zusammenleben zu erfahren. Durch die Erforschung der Mehrsprachigkeit sollen gemeinsam mit der Bevölkerung neue Bildungsangebote entstehen und verengte Perspektiven verändert werden.


Forschungsprozess

Das Citizen-Science-Projekt “Die Sprach-Checker – So sprechen wir in der Neckarstadt“ verknüpft die Erhebung und Erforschung von Mehrsprachigkeit mit der Konzeption eines Bildungsangebotes. In verschiedenen Aktionen und Workshops dokumentieren und präsentieren Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Angewandten Linguistinnen und Linguisten sowie pädagogischen Fachkräften ihre Sprache(n). Dabei werden die Heranwachsenden in den Forschungsprozess eingebunden. Von Juli 22 bis Oktober 23 wurde das Projekt über den Wettbewerb „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“ gefördert[1]. Eine Fortsetzung des Sprach-Checker-Projektes ist bereits angelegt und soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden.  

Mit verschiedenen zielgruppengerechten Methoden wird die Sprachenvielfalt sichtbar gemacht und aufbereitet. Darunter fallen etwa Sprachenportraits, Linguistic Landscaping, ein Videoprojekt zu sprachbiographischen Interviews, Erklärvideos oder das Verfassen eines eigenen Kinderbuchs.


Real-World-Solution

Einerseits trägt das Projekt zur Verbesserung des Bildungsangebots in der Neckarstadt-West bei; andererseits ermöglicht es neue linguistische Erkenntnisse über Mehrsprachigkeit und das Zusammenleben im Viertel insgesamt. Davon profitieren alle Projektbeteiligten – also sowohl die Forschung als auch die Gesellschaft.

Langfristig sind weitere Kooperationen zwischen dem IDS und der Bevölkerung zu sprachbezogener Forschung geplant, die im Großprojekt Forum Deutsche Sprache verankert werden. Dort soll ein Ort für gelebte Wissenschaftskommunikation entstehen.


Projektbeteiligte


Magdalena Belz, Universität Würzburg

[1] Der Wettbewerb wird von „Wissenschaft im Dialog“ und dem „Museum für Naturkunde Berlin“ in enger Zusammenarbeit mit der Citizen Science Plattform „Bürger schaffen Wissen“ umgesetzt. Gefördert wird das Verbundprojekt vom „Bundesministerium für Bildung und Forschung“ (BMBF).